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Die St. Georgs-Bruderschaft

Seit Januar 2022 führt Stadtwächter Friedrich vom Haldenplatz als Hauptmann der St. Georgs-Bruderschaft Gäste durch die Hattinger Altstadt. Zwar ist die Figur des beliebten Stadtwächters, in dessen Gewand Stadtführer Lars Friedrich regelmäßig schlüpft, eine fiktive Figur. Doch die namensgebende St. Georgs-Bruderschaft gab es in Hattingen tatsächlich. Lesen Sie hier, was über diesen mittelalterlichen Zusammenschluss von Geistlichen, Adeligen und Bürgern heute noch bekannt ist.


Im Jahr 1.000 n. Chr. entwickelte sich der kleine Flecken „Hatneghe“ rund um die Kircheninsel zu einer stadtähnlichen Siedlung.[1]

 

1350 ernennt Graf Engelbert von der Mark das Dorf durch die Verleihung der Freiheitsrechte zu einer „Minderstadt“ und 1396 verleiht sein Neffe, Graf Dietrich von der Mark, schließlich „den burgeren tho Hatneggen yrer stede vryhden“[2]. Zudem vereinbart der Landesherr mit den Bürgermeistern und Ratsherren, dass sie ihr Dorf befestigen dürfen. Dieser „Befestigungsvertrag“ wird allgemein als Stadtrechtsverleihung gewertet und Hattingen wird fortan als Stadt bezeichnet.[3]

Sieben Jahre nach dem Befestigungsvertrag wird am 24. Mai 1403 die „sunte Joriens broderschopp“, die St. Georgs-Bruderschaft, gegründet. In ihr, und der zeitgleich gegründeten St. Sebastians-Bruderschaft, versammeln sich die wehrhaften Bürger der Stadt, die für die Verteidigung verantwortlich sind[4]. Zudem übernehmen die Mitglieder der Bruderschaft wohl kirchliche Dienste.

 

Die St. Georgs-Bruderschaft ist die wichtigste und vornehmste Bruderschaft. Ihre Mitglieder kommen aus den gesellschaftlichen Gruppen der Stadt: Geistliche, Adelige und Bürger. Weder der Erbhofschultheiß „van Hattnegge“ als Dienstmann des Landesherrn, noch Bürgermeister oder Ratsherren sind bei der Gründung der Bruderschaft anwesend[5].

 

Das Gründungsprotokoll nennt Pastor Rutger Vulstal und Priester Johan Vulstal als Geistliche, Katharina von Heyden und Jutta von Vytinghove sowie einen Münsteraner Domherren aus der Familie von Heyden als Adelige und den Richter Arnt van der Sceppen und den Gerichtsmann Hentze Vroene als „gemeinfreie Volksgenossen“.[6]

Nach der Gründung der ersten Gilden werden die beiden Bruderschaften auch als Schützengilden genannt: St. Sebastian fasst die Besitzer von Armbrüsten zusammen, in St. Georg organisieren sich ab Mitte des 15. Jahrhunderts die Bürger mit Hakenbüchsen, vorderladenden Handfeuerwaffen. Diese Aufteilung erleichtert sowohl die Ausbildung, als auch den Einsatz der beiden unterschiedlichen Schusswaffen bei der Verteidigung der Stadt.

 

Die Schützen der Hattinger Bruderschaften wählten als Symbol für die gemeinsame Aufgabe der Stadtverteidigung einen Vogel. Eine silberne Fassung des Vogels aus dem Jahr 1574 ist heute im Stadtmuseum zu sehen.

Zu den jährlichen Pflichttagen der St. Georgs-Bruderschaften gehörte am St. Georgs-Tag eine Festmesse für ihre Mitglieder, zwischen Mitte Mai und Anfang Juni ein Wettschießen auf einen hölzernen Vogel sowie in Folge ein üppiges Festmahl mit Spielleuten.[7]

 

Im Zusammenhang mit der Gründung der Bruderschaft wurde ebenfalls 1403 in der Kirche der Altar von „sunte Jorien“ als Frühmessaltar mit dem „priestrer der Vroemyssen“ gestiftet.[8] Erstmals erwähnt wird der Altar urkundlich 1482. Der „Vroemyssen Altar“ stand in der Südostecke des Kirchenschiffes, wo seine beiden 1972 freigelegten Sakramentsnischen erhalten sind. Das „Vroemyssen hueß“ mit seinem Hof stand im Steinhagenviertel und wurde um 1550 durch einen Neubau ersetzt[9].

 



Quellen

 

[1] Weiß, Thomas: Stadtjubiläum: 625 Jahre Hattingen, online abgerufen am 26.11.2023 unter https://www.hattingen.de/stadt_hattingen/Standort/Stadtjubil%C3%A4um%3A%20625%20Jahre%20Hattingen/

[2] Weiß, Thomas: Stadtjubiläum: 625 Jahre Hattingen, online abgerufen am 26.11.2023 unter https://www.hattingen.de/stadt_hattingen/Standort/Stadtjubil%C3%A4um%3A%20625%20Jahre%20Hattingen/

[3] Weiß, Thomas: Hattingen – Chronik. Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Hattingen Band 14, Hattingen 1996

[4] „Zur Geschichte des Hattinger Stadtwappens“, online ab gerufen am 26.11.2023 unter https://www.hattingen.de/stadt_hattingen/Standort/Stadtwappen/Geschichte%20des%20Wappens/

[5] Eversberg, Heinrich: Das mittelalterliche Hattingen - Kulturgeschichte und Siedlungsgeographie einer Stadt an der Ruhr. Hattingen 1985

[6] Eversberg, Heinrich: Das mittelalterliche Hattingen - Kulturgeschichte und Siedlungsgeographie einer Stadt an der Ruhr. Hattingen 1985

[7] Eversberg, Heinrich: Das mittelalterliche Hattingen - Kulturgeschichte und Siedlungsgeographie einer Stadt an der Ruhr. Hattingen 1985

[8] Petras, Harri: Geschichtstafel für die Evangelische Kirche in Hattingen, Hattingen 2022

[9] Kasper, Fred: Hattingen. Zum Baubestand einer westfälischen Kleinstadt vor 1700. Münster 1980

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